„Genug“ ist so ein kleines Wort und doch ist es sehr groß in seiner Bedeutung.
Wir benutzen es eigentlich ständig: „Nein danke, ich hatte heute schon genug Kaffee.“ (würde ich ja nie sagen) oder auch „Für heute hast Du aber genug Süßkram gegessen.“ und und und. Im Grunde belanglos, doch …
… viel zu oft benutzen wir das Wort „Genug“ im negativen Kontext auf uns selbst bezogen und messen ihm damit eine sehr große Bedeutung bei. Wenn es um uns selber geht, dann ist genug nur selten das angestrebte Maß der Dinge.
Viele von uns glauben, dass genug zu wenig ist und setzen sich damit unter ungeheurem Druck. Dabei verliert man aber das allerwichtigste im Leben – den Spaß und die Freude.
Ein einfaches Beispiele aus meinem Alltag:
Ich jogge. Ich liebe es zu joggen und dabei an meine Grenzen zu gehen und ich liebe, was es für mich, meine Gesundheit und mein Selbstwertgefühl tut. Seit ich vor sechs Jahren wieder damit angefangen habe, hat sich viel durch das Laufen in meinem Leben zum Guten verändert. Anstatt damit zufrieden zu sein, dass ich es meistens regelmäßig schaffe meine Runden zu drehen, fange ich unweigerlich an mich mit anderen aus der Laufgruppe zu vergleichen und beneide sie dann um ihr Tempo oder ihre Wettkampferfolge. Ja, ich bin öfter mal etwas bescheuert.
Sich mit anderen zu messen, ist grundsätzlich nichts falsches, es kann sogar motivieren, sonst verfällt man nämlich in einen bequemen Trab und Trott. Es ist gut, dass mich eine schnellere Pace anderer antreibt und pusht, aber ich muss auch die Kirche im Dorf lassen und mir vor Augen halten, warum ich eigentlich joggen gehe. Ich will keinen Marathon gewinnen oder mit einer Pace von 4 durch die Gegend sprinten. Ich will gesund bleiben, mein Gewicht halten, mein Herz stärken und Stress abbauen – nicht mehr und nicht weniger. Und das ist absolut genug!
In einer Zeit, in der jeder jedem zeigt, was er hat und was er augenscheinlich ist, da sind Vergleiche schnell angestellt. Ungesunder Weise vergleichen wir uns immer nur nach oben gerichtet. Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Snapchat verzerren oft die Realität und erschaffen eine Welt, die uns das Gefühl gibt, dass es immer noch mehr da draußen gibt, dass uns unbedingt glücklich macht und ohne das wir nicht zufrieden leben können.
Heute sind alle nur noch super – Supermamis, Superjobber, Supersportler, superschön, superdünn, superstylisch, superwasauchimmer usw. Kaum einer traut sich noch authentisch und durchschnitt zu sein. Es wird geblendet, geschönt und gelogen. Da ist genug nicht genug.
Mal ehrlich – Ehrgeiz und das Streben nach mehr sind eine tolle Sache, wenn sie in gesunden Maßen statt finden und uns nicht den Spaß am Leben nehmen oder uns krank machen (Stichwort Burn-Out)
Ich bin gesund, habe gesunde zauberhafte Kinder, einen wirklich tollen Mann an meiner Seite, wunderbare liebe Freunde, einen süßen Hund, ein warmes Dach über dem Kopf, einen vollen Kühlschrank, Klamotten am Leib und kann mir meine Hobbys finanziell und zeitlich leisten.
Das ist absolut genug! (für mich persönlich)
Ich bin nicht perfekt, ich mache Fehler, ich habe Macken und Schwächen. Ich bin weder reich, noch super dünn, noch herausragend schön. Ich bin nicht immer nett, habe auch schlechte Laune und werde laut. Ich kenne das Gefühl von Leere und das des Versagens und weiß, was es heißt zu müde zu sein. Aber ich bin meistens mein bestes Selbst und oft auch nur genug, aber das ist völlig in Ordnung.
Ich bin, wie eigentlich alle Frauen (und natürlich auch Männer), eine Heldin des Alltags und das ganz ohne große Gesten und Taten. Einfach im kleinen und stillen und heute ausnahmsweise mal hier ganz laut.
Fallt nicht auf die Internet Blender herein, die kochen hinter der Fassade auch nur mit Wasser.
Sucht Euch lieber Vorbilder aus Fleisch und Blut im realen photoshop- und filterlosen Leben. Aber vor allem akzeptiert das eigene Ich und das genug immer genug ist – alles andere ist Bonus.
(Diesen Beitrag widme ich mir selbst, einfach weil ich mich selbst mal wieder daran erinnern musste, dass ich glücklich und genug bin, so wie ich gerade bin und dass meine Kirche wieder ins Dorf gehört und nicht in eine Welt voller Oberflächlichkeit und großer Namen)
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