Weil ich nun schon drei Romane von Catherine Ryan Hyde gelesen und für lesenswert befunden habe, dachte ich mir, ich rezensiere jetzt nicht jedes Buch einzeln, sondern lege Euch einfach die Autorin allgemein ans Herz.
Wie man vielleicht an den Buchtipps sehen konnte, mag ich meine Zu-Bett-geh-Lektüren gerne leicht, unterhaltsam und ans Herz gehend. Natürlich lese ich auch mal einen Krimi oder so, aber nur ungern zum Schlafengehen. Ich bin jemand, der gerne voll und ganz ins Buch eintaucht und da sind Mord und Totschlag nicht unbedingt der beste Stoff für meine Träume.
Die Bücher „Ich bleibe hier“ (Rezension siehe hier) und die neu verschlungenen „Als ich Dich fand“ und „Der Klang der Pferdehufe“ habe ich per Amazonempfehlung entdeckt. Ich mag die Art und Weise, wie die Autorin ihre Figuren zum Leben erweckt, ihnen ein Gesicht gibt und sie dann miteinander verwebt. Ähnlich wie Ken Follett in seinen großen historischen Romanen. Was in einer scheinbar ausweglosen oder zumindest unschönen Lage beginnt, wendet sich bei Hyde über Umwege immer zum Guten, auch wenn das nicht immer das totale rosarote Happy End bedeutet. Manchmal kann auch eine Romanfigur nicht alles haben.
Vielleicht haben die Geschichten einen Hauch Groschenroman in sich, aber mich stört das nicht, denn der Wortlaut ist intelligent und weit weg vom platten Einheitsblabla. Sicherlich sind das keine Bücher für männliche Leser, aber Frauen werden sie lieben.
Kritiker würden evtl bemängeln, dass alle Geschichten einem gewissen Strickmuster folgen, aber bitte, welcher Autor bedient sich denn nicht eines solchen Aufbaus. Wer mehr wie ein W. Holbein Buch gelesen hat, der weiß spätestens ab dem dritten Roman, wie die Geschichte ablaufen bzw ausgehen wird, aber das macht den Mann nicht weniger erfolgreich und die Bücher für mich weniger lesenswert. Herrn Follett übrigens auch nicht. Catherine Ryan Hyde hat ihren Fahrplan und setzt den mit viel Herz und viel Hachmach um, und geht dabei trotzdem in die emotionalen und charakterlichen Tiefen ihrer Helden. Mir ist das völlig ausreichend.
Also Mädels, wenn Euch der Sinn nach seichten herzerwärmenden Romanen ist, dann gebt Frau Hyde eine Chance. Als Download sind ihre Bücher schon für 4,99€ bei Amazon zu bekommen, die schönen becoverten Taschenbücher kosten 9,99€ und sind mit ca 400 Seiten auch nicht zu lang. Eben eine zu-Bett-geh-Lektüre.
Und weil ich sie schon angemerkt hatte, hier noch die Kurzbeschreibungen zu den beiden nicht rezensierten Büchern:
In diesem Buch geht es um Nathaniel und das Findelkind Nat. Nathaniel fand Nat als Säugling ausgesetzt im Wald, halbtot im Laub versteckt. Er brachte den Jungen ins nächst gelegene Krankenhaus und musste miterleben, wie der kleine Wurm der Großmutter an seiner Statt zugesprochen wurde. Da er das Kind nicht ganz aufgeben wollte, bat er die alte Dame um einen Gefallen: Nat sollte seinen Finder eines Tages kennenlernen dürfen. Zurück in seinem eigenen sehr trostlosen Leben, beginnt Nathaniel die Tradition dem Findelkind jedes Jahr zum Geburtstag und zu Weihnachten ein Geschenk zu machen, heimlich und anonym. Und eines Tages ist es dann soweit, er lernt den Jungen kennen bzw den jungen Mann. Völlig überfordert mit der Erziehung von Nat, liefert seine Oma ihn bei seinem Finder ab und fährt davon. Die beiden Männer müssen sich ab sofort auf ein völlig neues Leben einstellen und zusammenwachsen, was sich als äußerst schwierig darstellt.
Dadurch, dass Catherine Ryan Hyde zwischen Nathaniel und Nat als Ich-Erzähler der Ereignisse hin und her springt, lernt der Leser beide Hauptfiguren sehr gut kennen und bekommt vor allem einen Einblick in die Psyche eines Jungen, der ungewollt war, belogen wurde und nie Halt im Leben hatte.
Sehr authentisch anmutend erzählt und wie immer ans Herz gehend.
Hier handelt es sich nicht um eine Pferdegeschichte, auch wenn der Titel das vermuten lässt. Ein Pferd spielt zwar eine nicht unwichtige Rolle, aber eher als unfreiwilliger Vermittler zwischen einer lesbischen Patchwork Familie und einer vergrämten alten Meckertante.
Jacky und ihre Ehefrau Paula ziehen zusammen mit ihrem Adoptivsohn Quinn, den Pflegekindern Star und Mando, den Katzen und den vier Hunden in eine typische amerikanische Kleinststadt. Das an sich klingt ja für viele schon nicht so wirklich verlockend, aber der eigentliche Unglücksfaktor ist Clementine die ältere Nachbarin von gegenüber. Die macht den Zugereisten von Anfang an das Leben schwer mit ihrem Zorn und ihrer Kleingeistigkeit. Dieser unhaltbare Zustand ändert sich aber, als die bockige verschlossene Star mit Clementines Problempferd Comet in einer Nacht- und Nebelaktion abhaut. Durch diese Notsituation sind beide Straßenseiten gezwungen sich anzunähern und wirklich kennen zu lernen. Auch nachdem die Ausreißer gefunden wurden, soll sich das nicht ändern und so kommt auch in diesem Buch alles irgendwie zum Guten, nur anders als der Leser es erwartet.
Wie in „Als ich Dich fand“ schaut man in diesem Roman in gleich zwei Köpfe und darf deren Gedanken lesen. Zum einen ist da die herzensgute emotionale Jacky und zum anderen die verstockte Clementine, die man am Anfang des Buches kaum leiden kann, aber im Laufe der Handlung mehr und mehr verstehen und sogar mögen lernt. Ich fand „Der Klang der Hufe“ absolut wunderbar, immer wieder überraschend und würde es auf meiner Hyde-Hitliste direkt hinter „Ich bleibe hier“ auf Platz 2 setzen.
„Wir kommen mit“ und „Heimweh“ stehen für mich als nächstes an, nachdem ich mich ein bisschen mit Hanni Münzer beschäftigt habe, aber dazu in einem eigenen Post mehr.
Was auch immer Ihr lest, ich wünsche Euch viel Freude und wunderbare Momente mit Euren Büchern.