Erst einmal möchte ich betonen, dass ich es toll finde, dass es diesen Begriff gibt, denn er klingt viel schmeichelhafter als „Übergröße“.
Und nein, ich möchte mich nicht in Sachen Modetips für die Kurvenschönheiten äußern, dafür gibt es ja nun wirklich ausreichend Blogs und Beiträge in Magazinen. Ich möchte auf etwas ganz anderes hinaus.
Als ehemaliges 46-Girl nehme ich voller Wohlwollen wahr, dass die Modewelt endlich auf die Frauen zugeht und Bekleidung entwirft die Kurven betont, wo früher nur ein unförmiges Etwas formlos darüber hing. Die Zeit der zum großen Teil langweiligen und altbackenen Schnitten und Mustern ist vorbei. Moderne frische und sexy Stile dominieren den Markt. Frauen mit Hüfte und Po dürfen ab sofort offiziell stolz auf ihre Kurven sein und die auch in toler Klamotte in Szene setzen.
Aber – es gibt doch immer ein „aber“ – mir fällt auf, dass sich in den Bereich „Plus Size“ Kleidergrößen eingeschlichen haben, die vor noch nicht allzu langer Zeit bei den „Normalgrößen“ zu finden waren. Ist Euch schon einmal aufgefallen, dass die meisten Hersteller jetzt schon ab Größe 40 von „Plus Size“ sprechen? Ist man mit einer Konfektionsgröße 40 schon übergroß? Wollten die lieben Damen und Herren Designer nicht weg von diesem Magerwahn? Warum suggerieren sie uns denn dann, dass man mit einer völlig normalen Figur schon „übergroß“ ist?
Ich möchte damit nicht sagen, dass „übergroß“ oder „Plus Size“ etwas schlimmes ist, in das man nicht kategorisiert werden möchte, weit gefehlt. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass man damit die Schublade für die vermeintlichen „Dünnen“ und „Normalen“ noch kleiner gemacht hat und die der sogenannten „Dicken“ noch größer. Frauen, die doch sowieso schon täglich mit sich und ihrem Körper hadern, die haben es in einer Welt, in der sich Schönheit offensichtlich nur noch über die Kleidergröße definiert, ab jetzt noch schwerer, sich schön und wunderbar zu fühlen.
Warum müssen wir denn überhaupt von Plus Size oder Übergrößen sprechen, warum reden wir nicht einfach von einer Größe 46 oder einer Größe 36? Warum muss ich einer Kleidergröße automatisch eine Wertung anhängen?
Wenn eine Frau mit einer Kleidergröße 40 ab jetzt schon eine Pluz Size Dame ist, was geben wir denn dann den nachfolgenden Generationen mit auf den Weg? Dass eine Größe 32/34 das erstrebenswerte „Normal“ ist und ab Größe 36 das Molligsein anfängt?
Ein interessanter Beitrag dazu war am Sonntagabend in der Sendung „Prominent“ (ab Minute 20) auf Vox zu sehen. Zum Thema Magerwahn war eine Journalistin zu Besuch bei einer Cheerleader Gruppe mit Mädchen im Alter bis 11 Jahren und zeigte dort den anwesenden kleinen Ladys Fotos der aktuellen Dior Show in Paris. Erschreckend war, dass die Minnis ein Model mit gerade mal 50kg bei 180cm Körpergröße als normal und erstrebenswertes Vorbild empfanden! Mir persönlich war es eher ein Rätsel, wie man auf so dürren Beinen noch stehen kann und ich hätte der Dame am liebsten sofort die Reste vom Sonntagsbraten gereicht. Doch warum denken die jungen Generationen so? Weil sich die ganzen Vorbilder der kleinen Mädchen über ihr Gewicht und die Menge ihrer sichtbaren Knochen definieren (siehe z. B. Miley Cyrus, Gwen Stefani, Alina Gerber) und sich seit Jahren ganze Fangemeinden für kranke untergewichtige Körper im Internet tummeln. Dort zeigen sich die Mitglieder nicht nur gegenseitig ihre mageren Erscheinungen, nein, man bekommt auch Tipps wie man den Hunger besser aushält oder wie man sich erfolgreich erbrechen kann usw.
Da wir diesen Trend vor ein paar Jahrzehnten schon einmal erlebt haben gehe ich davon aus, dass demnächst der Verkauf von Bandwürmer auch wieder ein lohnendes Geschäft sein wird.
Aber mal wieder im Ernst: Ich bin wirklich nicht der Auffassung, dass man als Promi nicht das Recht hat, seinem ganz eigenen Schönheitsideal zu entsprechen, aber ich finde, dass diese Menschen eine erhöhte Verantwortung haben, wie sie damit in der Öffentlichkeit umgehen. Eine klapperdürre Heidi Klum, die durch Germanys Next Topmodel absolut im Fokus der gesamten pubertierenden Mädchenschaft steht, zeigt sich seit neustem so dürr und knochig wie noch nie. Das ist schon schlimm, aber noch schlimmer finde ich Frauen wie Liliana Matthäus, die voller Stolz ihren ausgezehrten Körper bei Instagram posten und somit ganz gefährliche Signale senden. Natürlich haben diese Frauen ein Recht auf ein Magerdasein, aber der Ton macht die Musik und man kann auch dürr sein, ohne dass man es ständig und übertrieben stolz in die Kamera halten muss. Das ist sicherlich ein Nachteil am Promidasein, aber das haben sich die Damen ja selbst ausgesucht.
Vielleicht ist man heute also schon ein Plus Size Model mit einer normalen gesunden Kleidergröße 40, weil unser Blick total verschoben ist durch die ganzen Knochen in den Magazinen und im Internet. Offensichtlich haben wir das vermeintlich „normale“ um mindestens zwei Größen nach unten verschoben. Also können wir am Ende doch getrost eine Plus Size Schönheit und dabei völlig normal sein. Jeder von uns sollte sowieso nicht in Kategorien denken, sondern von der ganz eigenen Wohlfühlgröße oder vielleicht auch von einer Wunschgröße, aber bitte bitte einer realistischen und gesunden Wunschgröße, sprechen.
Also Mädels, passt auf Eure Töchter auf und streicht Wörter wie Plus Size und Übergröße aus Euren und ihren Köpfen, denn diese Begriffe sind überflüssig. Stellt Euch vor den Spiegel und schaut Euch an, Ihr braucht keine Größenbezeichnung um zu wissen, dass Ihr schön seid.
“To all the girls that think you’re fat because you’re not a size zero, you’re the beautiful one, its society who’s ugly.”
– Marilyn Monroe –
PS.: Ich habe bewusst keine Links in diesen Beitrag eingepflegt, weil ich deutlich Abstand nehmen möchte, von den als Beispiel genannten Frauen und erwähnten Internetseiten.
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